Vom Text zum Hörspiel

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Vom Text zum Hörspiel

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Das sagt die Autorin über das Modul

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Jetzt gibt's was auf die Ohren! Bestimmt hast du schon viele verschiedene Hör-Angebote genutzt. Aber hast du schon einmal selbst so etwas gemacht? Ich bin gespannt, welche Ideen du hast, und freue mich, dass ich dir Hörspiele zeigen kann, die Schülerinnen und Schüler für dieses Deutschbuch gemacht haben. 

Was hörst du gerne?

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Was hörst du gerne in deiner Freizeit an? Sammelt in der Klasse.

Überlegt, warum ihr diese Hörvorlieben habt. Was bieten euch die unterschiedlichen Hörangebote?

Wo ist der Unterschied?

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Vergleicht, wie die Geschichten auf dieser Seite gestaltet sind. Fallen euch Unterschiede auf?

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1. Schritt

Hörbuch oder Hörspiel? Sortiere die Merkmale richtig ein.

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Auswertung

Hörspiele – Eine besondere Art des Erzählens

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Zur Geschichte „Der König der Bäume“ von Ralf Isau haben Schülerinnen und Schüler ein Hörspiel gemacht. Es geht dabei um den König der Bäume, Merleander. Er versucht, seinen Wald vor den Äxten der Menschen zu schützen, indem er eine tödliche Dornenhecke wachsen hat lassen. Florian, ein Junge, lebt mit seinen Eltern in der Nähe des Waldes.
Der Hörspielausschnitt stammt vom Beginn der Geschichte. Vergleiche ihn mit der Textvorlage. 

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© Digitale Lernwelten, tyops (https://freesound.org/people/tyops/sounds/263998/), P.Jezisek ( https://freesound.org/people/P.Jezisek/sounds/519349/), InspectorJ (https://freesound.org/people/InspectorJ/sounds/329605/), Guz99 (https://freesound.org/people/Guz99/sounds/583740/), AndrewJonesFoto ( https://freesound.org/people/AndrewJonesFoto/sounds/361899/ ), Thoribass (https://freesound.org/people/Thoribass/sounds/254822/)

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König der Bäume (Textausschnitt)

von Ralf Isau

1 Eines Tages schlich sich Florian in Mutters Küche. Dicht2 hinter ihm folgte Schnüffel, sein Hund. Ein verführerischer3 Duft hatte die beiden angelockt. Und richtig, da stand4 ein noch warmer Kuchen auf dem gedeckten Küchentisch.5 Die Mutter holte gerade Wasser zum Teekochen vom Brunnen.6 Das trifft sich gut, dachte Florian. Er war ein leidenschaftlicher7 Kuchennascher. Ohne langes Zaudern bohrte Florian seinen8 Zeigefinger tief in das dampfende Gebäck, machte ihn9 krumm und zog ihn wieder heraus. Das Wasser lief ihm10 schon im Munde zusammen, als plötzlich Schnüffel seinen11 Anteil von der Beute verlangte. Die Pfoten lagen schon12 auf dem Tisch und die Schnauze näherte sich der süßen13 Versuchung. „Pfui!“, rief Florian streng und so laut,14 dass Schnüffel erschrocken zurückzuckte. Dabei blieben15 seine Krallen im Tischtuch hängen, und er riss nicht16 nur dieses zu Boden, sondern auch den Kuchen und Mutters17 beste Teekanne. Alles ging kaputt. Ehe Florian den Schreck18 überwinden konnte, kam auch schon seine Mutter herein19 und sah die Bescherung: den zerbröselten Kuchen, die20 zersprungene Teekanne. „Schnüffel war's“, sage Florian21 schnell und fing an zu weinen. Die Teekanne war ein22 altes, ziemlich wertvolles Familienerbstück. Kein Wunder,23 dass Mutters ganzer Ärger nun auf Florian niederprasselte.24 Noch nie hatte er sie so wütend erlebt. Ihr Gesicht25 glühte. Ihre Stimme war bis zum Nachbarhof zu hören.26 „Vater schuftet auf dem Feld bis zum Umfallen und du27 machst alles kaputt“, ereiferte sie sich. Und dann schrie28 sie: „Nur Ärger machst du mir. Du bist zu gar nichts29 zu gebrauchen. Geh! Geh mir aus den Augen. Ich platze30 noch vor Wut, wenn ich dich länger ansehen muss.“ Florian31 gehorchte auf der Stelle. Er wollte verhindern, dass32 die Mutter zerplatzte. Dazu hatte er sie viel zu lieb.33 Also ging er. Mit großen Schritten lief er vom Hof. 34 Er beschloss auszuwandern. Wohin er gehen sollte,35 musste Florian sich noch überlegen. Vielleicht in ein36 fernes Land, wo es einen freundlichen Urwald gab und37 er bei den Pflanzen und Tieren leben könnte. Ohne auf38 den Weg zu achten, lief er immer der Nase nach. Bald39 wurde es dunkel und er stolperte im Licht der Sterne40 über Wiesen und Felder. Mit einem Mal stand er vor einer41 dunklen Wand. Es war der Wald. Besser gesagt, die Dornenhecke,42 mit der Merleander sein Reich vor den Äxten und Sägen43 der Menschen schützte. Florian schüttelte den Kopf.44 Von uralten Märchen wollte er sich nicht erschrecken45 lassen. „Bäume tun einem nichts“, sagte er zu sich selbst46 und fügte in Gedanken hinzu: Es sei denn, sie fallen47 auf einen drauf. Aber das passierte nicht sehr oft.48 In diesem Moment sah er ein pechschwarzes Loch in der49 nachtgrauen Hecke, fast so, als hätte jemand vergessen,50 die Pforte zu Merleanders Reich zuzumachen. Florian51 grinste. „Da werden sie mich nicht finden“, flüsterte52 er und schlüpfte schnell durch das dunkle Tor.

Ralf Isau: Der König der Bäume. In: Ich schenk dir eine Geschichte 2008: Reisen in fantastische Welten. cbj 2008. S. 35–37.

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Als Nächstes siehst du, wie ich den Text zu einem Skript für das Hörspiel umgeschrieben haben. 
Klicke auf die Fragezeichen, um mehr Informationen zu erhalten. 

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1. Schritt
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Atmo – Was ist das? 
Als Atmo werden bei Film- und Audioproduktionen die Hintergrundgeräusche bezeichnet. Das Wort stammt von „Atmosphäre“ ab und bedeutet „Lufthülle“ oder „Umwelt“. Damit kann man in Hörspielen zeigen, wo sich etwas abspielt (drinnen oder draußen) und ob noch andere Menschen anwesend sind (z. B. Gelächter) etc. Die Atmo kann extra aufgenommen werden oder aus einem Geräuscharchiv stammen.

2. Schritt
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Urheber: Klankbeeld

https://freesound.org/people/klankbeeld/sounds/582207/

Cc4

Welcher Text passt am besten zu dieser Atmo?

§ Cc4
§ Cc4
3. Schritt
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Urheber: Felix Blume

https://freesound.org/people/felix.blume/sounds/407583/

Cc0

Welcher Text passt am besten zu dieser Atmo?

§ Cc4
§ Cc4
4. Schritt
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Urheber: grololo

https://freesound.org/people/grololo/sounds/34865/

Cc0

Welcher Text passt am besten zu dieser Atmo?

§ Cc4
§ Cc4
5. Schritt
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Urheber: Martina Leitschuh

https://freesound.org/people/Martina_Leitschuh/sounds/582946/

Cc0

Welcher Text passt am besten zu dieser Atmo?

§ Cc4
§ Cc4
Auswertung
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1. Schritt
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Musik kann Menschen in ganz verschiedene Stimmungen versetzen. Darum wird sie in Hörspielen gerne genutzt, um zu zeigen, dass etwas schön, spannend oder traurig ist. 
Zudem ist eine kurze Unterbrechung mit Musik eine gute Pause für die Ohren der Zuhörer, zum Beispiel wenn ein Abschnitt der Geschichte zu Ende ist.

2. Schritt

Welche Stimmung erzeugen die folgenden Beispiele? Sammelt in der Klasse oder in Partnerarbeit, welche Stimmung durch die Musik entsteht. Ihr könnt auch die Wortwolke unten nutzen, um die Stimmung zu beschreiben. 

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Beispiel A
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Urheber: Migfus20

https://freesound.org/people/Migfus20/sounds/560446/

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Beispiel B
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Urheber: rom2014

https://freesound.org/people/rom2014/sounds/235972/

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Beispiel C
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Urheber: Rhapsodize

https://freesound.org/people/rhapsodize/sounds/135433/

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Beispiel D
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Urheber: Xinematix

https://freesound.org/people/Xinematix/sounds/520585/

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Auswertung
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Wie kommt die Musik ins Audio?
Hier kannst du sehen, wie ein Audio-Schnittprogramm aufgebaut ist.
Klicke auf die Fragezeichen, um weitere Informationen zu erhalten. 

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Musik und Geräusche für Hörspiele nutzen

Für ein eigenes Hörspiel brauchst du natürlich auch Musik und Geräusche. 
Leider kannst du nicht einfach deine Lieblingslieder aus dem Internet herunterladen und nutzen. Das Urheberrecht schützt die Künstler und ihre Arbeit davor, dass andere Menschen sie einfach nehmen. 
Für das Hörspiel suchst du am besten Audiodateien zum Herunterladen, die als „gemeinfrei“ gekennzeichnet sind oder eine CC-Lizenz haben (Creative Commons Lizenz). Da kannst du ganz schnell erkennen, ob du die Datei einfach verwenden darfst oder ob du zumindest den Urheber nennen musst. 
Links dazu findest du im nächsten Abschnitt. 

Gestaltet euer eigenes Hörspiel!

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Was ist zu tun, wenn du einen Text als Hörspiel gestalten möchtest? 
Schaue dir dazu beide Dokumente an. 

Hier findest du die Anleitung zum Ausdrucken.

Download

Hier findest du ein Beispiel für ein Hörspiel-Manuskript zum Ausdrucken.

Download

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Nach dem Aufnehmen muss das Hörspiel noch geschnitten werden: Alle einzelnen Aufnahmen, Geräusche und Musik werden am Computer zusammengefügt. Tipps zum Schneiden des Hörspiels findet ihr hier

Ideen für eure Hörspiele

Witze vertonen

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Witze Witz A Witz B Witz C

Witze können gut als kleine Hörspiele vertont werden. Überlegt: Was muss der Erzähler sagen, was könnt ihr durch Dialoge, Atmo und Geräusche verdeutlichen? 
Tipp: Vor allem zu Beginn des Witzes könnt ihr euch Zeit nehmen, mit Geräuschen oder kleinen Dialogen den Hörern die Situation zu erklären.

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Eine Familie sitzt im Zug auf dem Weg in den Urlaub. Plötzlich erschrickt die Mutter: „Um Himmels willen! Ich habe vergessen, den Elektroherd abzustellen! Da könnte das ganze Haus abbrennen!“ „Kann es nicht“, beruhigt der Vater. „Ich habe nämlich den Wasserhahn laufen lassen.“

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Fritzchen geht mit seinem Großvater wandern. Nach einiger Zeit kommen sie an einer tiefen Schlucht vorbei. Der Großvater sagt: „Als ich letztes Jahr hier war, ist dort unser Reiseführer hinuntergefallen.“ Fritzchen ist schockiert: „Das ist ja fürchterlich!“ Darauf Opa: „Ach, nicht so schlimm, das Buch war schon ziemlich alt.“

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Die wunderbare Ruhe im Wald wird plötzlich durch ein Schreien unterbrochen, das immer lauter wird. Es ist der Bär, der herumläuft und „Kugel, Kugel!“ ruft. Das Eichhörnchen stoppt ihn und fragt: „Bär! Warum schreist du die ganze Zeit Kugel?“
Der Bär: „Weil ich ein Kugelschreibär bin.“

Witze Witz A Witz B Witz C

Informationen für Lehrkräfte

Audio Beispiele zu den Witzen

Mit den folgenden Beispielen können Sie Kriterien erarbeiten, die zu einem guten Hörspiel gehören. 
Die Aufnahmen stammen aus der Unterrichtspraxis. 

Hörspiel A zum Witz „Zugfahrt“
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Hörspiel B zum Witz „Zugfahrt“
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Hörspiel zum Witz „Wanderung“
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Märchen vertonen

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Märchen eignen sich gut für ein Hörspiel. Ihr könnt entscheiden, ob ihr es in Märchensprache oder in moderner Sprache gestalten wollt. Hier findet ihr ein Märchen in zwei Teilen, sodass zwei verschiedene Gruppen es vertonen können.

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Das Wasser des Lebens (1. Teil)

von Wilhelm und Jacob Grimm

1 Es war einmal ein König, der war krank, und niemand2 glaubte, dass er noch lange leben würde. Er hatte drei3 Söhne, die waren darüber betrübt, gingen hinunter in4 den Schlossgarten und weinten. Da begegnete ihnen ein5 alter Mann, der fragte sie nach ihrem Kummer. Sie sagten6 ihm, ihr Vater wäre so krank, dass er wohl sterben würde,7 denn es wollte ihm nichts helfen. Da sprach der Alte:8 „Ich weiß ein Mittel, das ist das Wasser des Lebens,9 wenn er davon trinkt, so wird er wieder gesund. Es ist10 aber schwer zu finden.“ Der Älteste sagte „Ich werde11 es finden!“, und dachte bei sich: „Dann wird mein Vater12 mir das Reich vererben!“ Er ging zum kranken König und13 bat ihn, er möge ihm erlauben auszuziehen, um das Wasser14 des Lebens zu suchen. Der König wollte es ihm nicht15 erlauben, aber der Sohn bat so lange, bis der Vater16 ihn ziehen ließ. 17 Also machte er sich auf, und als er eine Zeit lang18 geritten war, stand da ein Zwerg auf dem Wege, der rief19 ihn an und sprach „Wohin willst du?“ „Dummer Knirps“,20 sagte der Prinz ganz stolz, „das brauchst du nicht zu21 wissen“, und ritt weiter. Das kleine Männchen aber wurde22 zornig und verwünschte den Prinzen. Dieser kam bald23 danach in eine Bergschlucht, und je weiter er ritt,24 je enger taten sich die Berge zusammen. Am Ende war25 der Weg so eng, dass er keinen Schritt weiter konnte.26 Es war nicht möglich, das Pferd zu wenden oder aus dem27 Sattel zu steigen, und er saß da wie eingesperrt.28 Der kranke König wartete lange Zeit auf ihn, aber er29 kam nicht zurück. Da sagte der zweite Sohn: „Vater,30 lasst mich ausziehen und das Wasser suchen“, und dachte31 bei sich: „Ist mein Bruder tot, so fällt das Reich mir32 zu.“ Der König wollt ihn anfangs auch nicht ziehen lassen,33 endlich gab er nach. Der Prinz zog also auf demselben34 Weg fort, den sein Bruder eingeschlagen hatte, und begegnete35 auch dem Zwerg, der ihn anhielt und fragte, wohin er36 so eilig wollte. „Kleiner Knirps“, sagte der Prinz,37 „das brauchst du nicht zu wissen“, und ritt fort, ohne38 sich weiter umzusehen. Aber der Zwerg verwünschte ihn,39 und er geriet wie der andere in eine Bergschlucht und40 konnte nicht vorwärts und rückwärts. 41 Als auch der zweite Sohn ausblieb, so erbot sich der42 jüngste auszuziehen und das Wasser zu holen, und der43 König musste ihn ziehen lassen. Als er dem Zwerg begegnete,44 und dieser fragte, wohin er so eilig wolle, so hielt45 er an, gab ihm Rede und Antwort und sagte: „Ich suche46 das Wasser des Lebens, denn mein Vater ist sterbenskrank.“47 „Weißt du auch, wo das zu finden ist?“ „Nein“, sagte48 der Prinz. „Weil du dich betragen hast, wie sich's geziemt,49 nicht hochmütig warst wie deine Brüder, so will ich50 dir Auskunft geben und dir sagen, wie du zu dem Wasser51 des Lebens gelangst. Es quillt aus einem Brunnen in52 dem Hofe eines verwünschten Schlosses, aber du kommst53 nicht hinein, wenn ich dir nicht eine eiserne Rute gebe54 und zwei Laib Brot. Mit der Rute schlag dreimal an das55 eiserne Tor des Schlosses, so wird es aufspringen. Innen56 liegen zwei Löwen, die den Rachen aufsperren. Wenn du57 aber jedem ein Brot hineinwirfst, so werden sie still.58 Dann beeile dich und hol von dem Wasser des Lebens,59 bevor es zwölf schlägt, sonst schlägt das Tor wieder60 zu und du bist eingesperrt.“ Der Prinz dankte ihm, nahm61 die Rute und das Brot, und machte sich auf den Weg.62 Und als er anlangte, war alles so, wie der Zwerg gesagt63 hatte. Das Tor sprang beim dritten Rutenschlag auf,64 und als er die Löwen mit dem Brot besänftigt hatte,65 trat er in das Schloss und kam in einen großen schönen66 Saal. Darin saßen verwunschene Prinzen, denen zog er67 die Ringe vom Finger. Dann lagen da ein Schwert und68 ein Brot, das nahm er weg. Und weiter kam er in ein69 Zimmer, darin stand eine schöne Jungfrau, die freute70 sich, als sie ihn sah, küsste ihn und sagte, er hätte71 sie erlöst und sollte ihr ganzes Reich haben, und wenn72 er in einem Jahr wieder käme, so sollte ihre Hochzeit73 gefeiert werden. Dann sagte sie ihm auch, wo der Brunnen74 wäre mit dem Lebenswasser, er müsste sich aber eilen75 und daraus schöpfen, eh es zwölf schlüge. Da ging er76 weiter und kam endlich in ein Zimmer, wo ein schönes,77 frisch bezogenes Bett stand, und weil er müde war, wollt78 er erst ein wenig ausruhen. Also legte er sich und schlief79 ein. Als er erwachte, schlug es drei Viertel auf zwölf.80 Da sprang er ganz erschrocken auf, lief zu dem Brunnen81 und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand,82 und eilte zum Tor. Gerade als er hindurchging, da schlug's83 zwölf, und das Tor schlug heftig hinter ihm zu. 

Brüder Grimm, Kinder- und Haus-Märchen Band 2, Große Ausgabe. Göttingen 1857, S. 62–68. Adaptiert und vereinfacht von Veronika Obermeier

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Das Wasser des Lebens (2. Teil)

von Wilhelm und Jacob Grimm

1 Der jüngste Königssohn war froh, dass er das Wasser2 des Lebens erlangt hatte, ging heimwärts und kam wieder3 an dem Zwerg vorbei. Als dieser das Schwert und das4 Brot sah, sprach er: „Damit hast du großes Gut gewonnen,5 mit dem Schwert kannst du ganze Heere schlagen, das6 Brot aber wird niemals alle.“ Der Prinz wollte ohne7 seine Brüder nicht zu dem Vater nach Haus kommen und8 sprach: „Lieber Zwerg, kannst du mir nicht sagen, wo9 meine zwei Brüder sind?“ „Zwischen zwei Bergen stecken10 sie eingeschlossen“, sprach der Zwerg, „dahin habe ich11 sie verwünscht, weil sie so hochmütig waren.“ Da bat12 der Prinz so lange, bis der Zwerg sie wieder losließ,13 aber er warnte ihn und sprach: „Hüte dich vor ihnen,14 sie haben ein böses Herz.“ 15 Als seine Brüder kamen, freute er sich und erzählte16 ihnen, wie es ihm ergangen wäre, dass er das Wasser17 des Lebens gefunden und einen Becher voll mitgenommen18 und eine schöne Prinzessin erlöst hätte, die wollte19 ein Jahr lang auf ihn warten, dann sollte Hochzeit gehalten20 werden, und er bekäme ein großes Reich. Danach ritten21 sie zusammen fort und gerieten in ein Land, wo Hunger22 und Krieg war. Da ging der Prinz zum König und gab ihm23 das Brot, womit er sein ganzes Reich speiste und sättigte.24 Dann gab ihm der Prinz auch das Schwert, damit schlug25 er die Heere seiner Feinde und konnte nun in Ruhe und26 Frieden leben. Da nahm der Prinz sein Brot und Schwert27 wieder zurück, und die drei Brüder ritten weiter. Die28 älteren Brüder aber sprachen unter sich: „Der jüngste29 hat das Wasser des Lebens gefunden und wir nicht, dafür30 wird ihm unser Vater das Reich geben.“ Da wurden sie31 rachsüchtig und verabredeten, dass sie ihn betrügen32 wollten. Sie warteten, bis er fest eingeschlafen war,33 gossen das Wasser des Lebens aus dem Becher und nahmen34 es an sich, ihm aber gossen sie bitteres Meerwasser35 hinein. 36 Als sie nun daheim ankamen, brachte der jüngste dem37 kranken König seinen Becher, damit er daraus trinken38 und gesund werden sollte. Kaum aber hatte er ein wenig39 von dem bitteren Meerwasser getrunken, so ward er noch40 kränker als zuvor. Und wie er darüber jammerte, kamen41 die beiden ältesten Söhne und klagten den jüngsten an,42 er hätte ihn vergiften wollen. Sie reichten ihm das43 rechte Wasser des Lebens. Kaum hatte er davon getrunken,44 so fühlte er seine Krankheit verschwinden, und ward45 stark und gesund wie in seinen jungen Tagen. 46 Der alte König war zornig über seinen jüngsten Sohn47 und glaubte, er hätte ihm nach dem Leben getrachtet.48 Also beschloss er, dass der jüngste erschossen werden49 sollte. Als der Prinz nun auf die Jagd ritt und nichts50 Böses vermutete, musste des Königs Jäger mitgehen. Draußen,51 als sie ganz allein im Wald waren, und der Jäger so52 traurig aussah, sagte der Prinz zu ihm: „Lieber Jäger,53 was fehlt dir?“ Der Jäger sprach: „Ich kann's nicht54 sagen und soll es doch.“ Da sprach der Prinz: „Sage55 heraus, was es ist, ich will dir's verzeihen.“ „Ach“,56 sagte der Jäger, „ich soll euch totschießen, der König57 hat mir's befohlen.“ Da erschrak der Prinz: „Lieber58 Jäger, bitte lass mich leben!“ Der Jäger brachte es59 nicht übers Herz und ließ den Jüngsten davonlaufen. 60 Viele Tage später, da kamen zu dem alten König drei61 Wagen mit Gold und Edelsteinen für seinen jüngsten Sohn.62 Sie waren von dem König geschickt, der mit des Prinzen63 Schwert die Feinde geschlagen und mit seinem Brot ihr64 Land ernährt hatte und der sich dankbar zeigen wollte.65 Da dachte der alte König: „Sollte mein Sohn unschuldig66 gewesen sein? Wäre er nur noch am Leben, wie tut mir's67 so leid, dass ich ihn habe töten lassen.“ „Er lebt noch“,68 sprach der Jäger, „ich konnte es nicht übers Herz bringen69 euern Befehl auszuführen“, und sagte dem König, wie70 es zugegangen war. Da fiel dem König ein Stein von dem71 Herzen, und er ließ in allen Reichen verkündigen, sein72 Sohn dürfte wiederkommen und sollte in Gnaden aufgenommen73 werden. 74 Die Königstochter aber ließ eine Straße vor ihrem75 Schloss machen, die war ganz golden und glänzend, und76 sagte ihren Leuten, wer darauf geradewegs zu ihr geritten77 käme, das wäre der rechte, und den sollten sie einlassen.78 Wer aber daneben käme, der wäre der Rechte nicht, und79 den sollten sie auch nicht einlassen. Als nun die Zeit80 bald herum war, dachte der Älteste, er wolle zur Königstochter81 gehen und sich für ihren Erlöser ausgeben, da bekäme82 er sie zur Gemahlin und das Reich daneben. Also ritt83 er fort, und als er vor das Schloss kam und die schöne84 goldene Straße sah, dachte er: „Das wäre jammerschade,85 wenn du darauf rittest“, lenkte ab und ritt rechts nebenher.86 Wie er aber vor das Tor kam, sagten die Leute zu ihm,87 er wäre der Rechte nicht, er sollte wieder fortgehen.88 Bald darauf machte sich der zweite Prinz auf und ritt89 aus Geiz auch links nebenher. Die Leute sagten ihm,90 er wäre der Rechte nicht, er sollte wieder fortgehen.91 Als nun das Jahr ganz herum war, wollte der dritte aus92 dem Wald fort zu seiner Liebsten reiten und bei ihr93 sein Leid vergessen. Also machte er sich auf und dachte94 immer an sie und wäre gerne schon bei ihr gewesen, und95 sah die goldene Straße gar nicht. Da ritt sein Pferd96 mitten darüber hin, und als er vor das Tor kam, ward97 es aufgetan, und die Königstochter empfing ihn mit Freuden.98 Bald ward die Hochzeit gehalten und als sie vorbei war,99 erzählte sie ihm, dass sein Vater ihm verziehen hätte.100 Da ritt er hin und sagte ihm alles, wie seine Brüder101 ihn betrogen und er doch dazu geschwiegen hätte. Der102 alte König wollte sie strafen, aber sie hatten sich103 aufs Meer gesetzt und waren fortgefahren und kamen ihr104 Lebtag nicht wieder.