Du hast wahrscheinlich schon nach Bildern erzählt. Hier wurde dir im Prinzip der Inhalt deiner Geschichte vorgegeben. Bei anderen Erzählungen bist du in der inhaltlichen Gestaltung freier. Das ist toll, da du somit eher deine eigene Geschichte erzählen kannst. Ratsam ist es, dass du dich auch hier an den Aufbau einer Erzählung hältst, den du schon kennengelernt hast.
Diese Zeitungsmeldung soll die Grundlage für eine Erzählung sein. Somit gibt die Meldung den Inhalt des Erzählkerns grob vor. In der Ausgestaltung ist die Erzählung dann aber relativ frei.
1. Lies dir nachfolgende Erzählung durch, die auf der Grundlage der Zeitungsmeldung entstanden ist.
2. Findest du alle Vorgaben wieder?
3. Markiere, wo der Höhepunkt der Erzählung beginnt. Überlege, was sich sprachlich verändert.
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Der bleiche Schatten
von Julia Tiefenthaler
1 An einem regnerischen Freitag Ende November waren meine2 beste Freundin Emma und ich, wie fast immer, in der3 Schule. Unsere Schule, die Schiller-Realschule in Berlin,4 ist eigentlich super, aber gerade quälten wir uns mit5 Mühe durch die Mathestunde. In der Stunde davor hatte uns6 ein Biologietest überrascht, für den wir nicht, aber7 auch gar nicht gelernt hatten. Mit immer noch hängenden8 Köpfen verließen wir nach dem Unterricht bedrückt das9 Klassenzimmer. Gab es eine Lösung für unser Problem?10 Ich hatte eine coole, wenn auch riskante Idee, die ich11 sogleich meiner Freundin erzählte. „Das wird bestimmt12 richtig spannend, wenn wir uns hier einsperren lassen“,13 meinte Emma. So blieben wir also in der Aula und versteckten14 uns hinter einem Vorhang. Langsam leerte sich die Halle15 und alle Schüler gingen nach Hause. Unseren Schulleiter16 Herrn Schröder sahen wir um kurz vor 18.00 Uhr die große17 Schultür absperren, als er endlich nach Hause ging.18 Es war bereits dunkel und langsam war ich nicht mehr19 so überzeugt von der Idee. Die Pfosten und Mülltonnen,20 die in der Aula herumstanden, sahen gespenstisch gefährlich21 aus. Ohne uns weiter abzusprechen, erhoben wir uns und22 huschten hinter dem Vorhang hervor. Nun standen wir23 in dem Bereich der Schule, in dem sonst alle wild herumliefen24 und sich laut unterhielten. Jetzt war nichts mehr, gar25 nichts mehr davon da. Leere. Große Leere. Emma stand26 mit einem ebenso leeren Gesichtsausdruck da. Ich nahm27 meinen Mut zusammen und flüsterte in die unerträgliche28 Ruhe hinein: „Hier ist es doch gar nicht so schlimm!29 Alles ist gut! Komm, lass uns in den Biologietrakt gehen30 und schauen, ob Herr Schmid unseren Test liegen gelassen31 hat!“ Eigentlich hatte ich schreckliche Angst, wollte32 es Emma aber nicht zeigen. Ohne Weiteres zu sagen, gingen33 wir langsam die Treppe hoch. Die Vertretungspläne waren34 ausgeschaltet und die Lehrer fehlten. Emma blieb immer35 dicht an meiner Seite und ich hatte das Gefühl, ihren36 unruhigen Herzschlag zu spüren. Oben im Gang angekommen,37 entschieden wir uns mit einem Kopfnicken, in das Klassenzimmer,38 in dem wir immer Bio hatten, zu gehen. Auf der Tafel39 sah ich noch unseren letzten Hefteintrag, aber von einer40 Stegreifaufgabe keine Spur. Emma ging voraus und öffnete41 die Tür zur Lehrmittelsammlung.42
Mutig ging ich nun voraus und Emma hinterher. Plötzlich43 bleibt mir das Herz stehen. Mein Inneres zieht sich44 zusammen und ich bin so geschockt, dass ich kaum atmen45 kann. Vor mir ist ein riesiger Schatten, der sich gruselig46 bewegt. Bleiche Knochen schimmern im Mondlicht, während47 uns ein lippenloser Mund grinsend anstarrt. „Ein Gerippe!“48 Das ist der einzige Gedanke, den ich fassen kann. Auch49 Emma ist weiß wie eine Wand. Ich spüre einen kühlen50 Windhauch, der sich gespenstisch anfühlt. Streckt es51 wirklich seinen Arm aus? Will es uns packen? Mein T-Shirt52 klebt an mir. Ich habe so Angst, dass ich wie erstarrt53 dastehe und nichts sagen oder machen kann. Ich bin wie54 angewurzelt. Ich habe Angst, so große Angst wie noch55 nie in meinem Leben. Ich will rennen, kann aber nicht.56 Hat es sich bewegt? Kommt das Gerippe auf uns zu? Da57 bricht es aus mir heraus, wie aus einem Löwen im Kampf.58 Ich schreie auf und remple Emma aus Versehen um. Dann59 packe ich sie am Arm. Wie von der Tarantel gestochen,60 rennen wir beide nach unten. Wir stolpern wie blind61 die vielen Treppen hinunter. Ich habe kein Ziel vor62 Augen, renne dennoch mit dicken Tränen im Gesicht zu63 einer Notausgangstür im Erdgeschoss. Mit vereinten Kräften64 schaffen wir es, sie aufzudrücken. Vor Erleichterung,65 endlich draußen zu sein, heulte ich los. In Emmas Augen66 sah ich Tränen vor Schrecken. Aus der Ferne hörten wir67 einen gleichmäßigen und ziemlich bekannten Ton – die68 Sirene eines Polizeiautos. Rettung! Endlich die erhoffte69 Rettung! Der Ton wurde immer lauter und ein Polizeiauto70 hielt in unserer Nähe. Uniformierte Beamte stiegen aus71 und kamen näher. Der Polizistin, die uns ausfragte,72 gaben wir jedoch keine Antwort.73
Was sollten wir auch sagen? Ein Gespenst hat uns davon74 abgehalten, unseren Test zu stehlen? Zu groß war die75 Angst vor einer deftigen Strafe.76
Schließlich kamen auch unsere Eltern an, die sich77 schon gewundert hatten, warum wir noch nicht nach Hause78 gekommen waren. Als wir mit ihnen vor der Schule standen,79 lehnte ich mich zu Emma hinüber. „Weißt du, dass wir80 ziemlich dämlich sind?“, flüsterte ich ihr zu. „Meinst81 du, Herr Schmid hat uns verflucht und deshalb wollte82 uns das Gerippe fassen?“, fragte sie mich. „Boah, nein!83 Aber wir sind wohl die Einzigen, die überrascht sind,84 in der Biologiesammlung der Schule ein Skelett zu sehen!“ §
Gliedere die Informationen aus der Zeitungsmeldung in Einleitung – Hauptteil mit Höhepunkt – Schluss.
Ergänze nun weiter deinen Schreibplan. Welche Leerstellen musst du füllen?
Gib den Personen Namen; überlege, wo der Höhepunkt ist. Wie kannst du zum Geschehen hinführen? Plane die Erzählschritte bis zum Höhepunkt. Aus welcher Perspektive erzählst du? Wo benötigst du innere Handlung?
Überarbeite nun deine Ausgestaltung eines Erzählkerns.
Erzählen nach Reizwörtern
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Kennst du Reizwortgeschichten? Hier sollst du dir eine Handlung für deine Erzählung ausdenken, indem du die vorgegebenen Punkte miteinander verknüpfst.
Am letzten Schultag gab es kein Zeugnis. Warum? Was ist geschehen? Sei kreativ!
Sind alle Lehrkräfte krank, weil sie Eis gegessen haben? Schwänzt der Schüler am letzten Schultag die Schule, um ein Eis zu essen? Überzieht ein Unwetter am letzten Schultag die ganze Stadt mit einer Eisschicht, sodass kein Kind sein Zeugnis bekommt?
Lege los und überlege dir zuerst anhand deines Schreibplans, wie du den Erzählstrang gestalten willst.
Reizwortgeschichten sollen tatsächlich den Schüler und die Schülerin reizen, die vorgegebenen Wörter so zu verknüpfen, dass seine oder ihre individuelle Geschichte entsteht. Dementsprechend sollen die Reizwörter nicht stromlinienförmig zusammenpassen, sondern Anlass für Außergewöhnliches sein.
Bei der Kombination der Wörter „Letzter Schultag – Zeugnis – Eisessen“ ist beispielsweise wenig Raum für Kreativität: Am letzten Schultag gibt es die Zeugnisse und als Belohnung isst das Kind ein Eis.
Viel spannender wird es mit den Vorgaben „Letzter Schultag – kein Zeugnis – Eis“. Hier kann der Geschichtenerzähler variieren: Am letzten Schultag gab es kein Zeugnis. Warum? Was ist geschehen? Sind alle Lehrkräfte krank, weil sie Eis gegessen haben? Schwänzt der Schüler am letzten Schultag die Schule, um ein Eis zu essen? Überzieht ein Unwetter am letzten Schultag die ganze Stadt mit einer Eisschicht, sodass kein Kind sein Zeugnis bekommt?
Weitere Ideen für Reizwortgeschichten (nur für Lehrkräfte sichtbar)
Viel mehr Freiheiten bei der Ausgestaltung deiner Erzählung hast du, wenn du nur wenige Informationen bekommst. Solchen Themen könnten beispielsweise wie eine Überschrift lauten:
