Früher und auch heute noch werden jeden Tag Geschichten erzählt. Auf diesem Bild siehst du eine Geschichtenerzählerin aus dem Jahr 1830. Ist dir aufgefallen, wie ihre Zuhörer reagieren? Beschreibe die unterschiedlichen Reaktionen.
Vom Erzählen und Sammeln von Märchen
Erzähl mir etwas!
Ulrike Mommendey ist eine Geschichtenerzählerin aus unserer Zeit. Hier siehst du, wie sie ein Märchen erzählt.
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Wie wirkt die Erzählung auf dich?
- Wie fandest du die Erzählung? Tauscht euch aus.
- Mündliches Erzählen ist anders als das Lesen eines Texts. Wie hat Ulrike Mommendey ihre Erzählung gestaltet?
Notiert, welche Mittel sie genutzt hat.
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Das Märchen vom fröhlichen König
von Hans Bemmann
Das Märchen vom fröhlichen König
von Hans Bemmann
Vergleiche den Vortrag mit der Textvorlage
Lies den Text und vergleiche: Welche Stellen waren im mündlichen Vortrag wirkungsvoller? Warum?
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Sieh dir das Video an. Fülle dann das Arbeitsblatt aus und hefte es in deine Märchenmappe!
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Vom Märchenerzählen und -sammeln
Das Wort „Märchen“ ist die Verkleinerungsform des altdeutschen Wortes „maere“ (Kunde, Nachricht). Der Begriff „Märchen“ ist nicht so alt wie die Märchen selbst. Lange bevor die Gebrüder Grimm begannen, sie aufzuschreiben, wurden diese besonderen Geschichten erzählt: Die Alten erzählten sie den Kindern an langen Winterabenden, bei der Arbeit erzählte man sich etwas und Reisende sorgten dafür, dass alle neuen Erzählungen in die Welt getragen wurden. So wurden die Geschichten immer wieder von Generation zu Generation weitergegeben. Deshalb weiß niemand genau, wie alt die Märchen, die wir heute noch kennen, sind. Diese mündlich weitergegebenen Geschichten nennen wir heute Volksmärchen. Es ist ein Glück für uns, dass die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sie vor rund 200 Jahren schriftlich festhielten, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Die Brüder Grimm waren es auch, die den Begriff „Märchen“ dafür geprägt haben.
Waren die Brüder Grimm die ersten, die Märchen sammelten?
Schon vor den Grimms gab es Märchensammlungen in anderen Ländern. Der Franzose Charles Perrault (1628–1703) war einer der ersten, der die alten Geschichten schriftlich festhielt. Seine Märchen verbreiteten sich nach und nach in ganz Europa und sind zum Teil noch heute bekannt wie „Dornröschen“, „Der Gestiefelte Kater“ oder „Aschenputtel“.
Warum sind die Brüder Grimm wichtig für das Thema Märchen?
Jacob (1785–1863) und Wilhelm (1786–1859) Grimm sind die Autoren der bedeutendsten Märchensammlungen im deutschsprachigen Raum. Sie hatten schon länger die deutsche Sprache und ihre Geschichten erforscht, als sie von dem Dichter Clemens Brentano einen Auftrag erhielten. Für seine Liedersammlung sollten sie Märchen aus Büchern und Erzählungen bestimmter Personen sammeln.
Fast 50 Märchen schrieben die Brüder auf, aber Brentano verwendete sie nicht in seinem Buch. Das gefiel den Brüdern natürlich gar nicht und sie beschlossen, noch mehr Märchen zu sammeln und eigene Märchensammlungen herauszugeben. Die erste erschien 1812.
Dazu fragten sie verschiedene Menschen, ob sie Märchen kannten. Die Leute begannen zu erzählen und Jacob und Wilhelm Grimm schrieben diese Geschichten auf. Oft überarbeiteten sie die Märchen, damit sie nicht zu grob und derb waren. Schließlich sollten sie für Kinder geeignet sein. Auch sprachlich glichen sie die Geschichten an und schufen den Märchenton, an dem wir heute Märchen erkennen. Die so entstandenen Märchensammlungen waren damals wie heute ein großer Erfolg.
Neben den Märchen sammelten die Brüder auch Sagen und andere Geschichten. Sie forschten auch über die deutsche Sprache und gelten zusammen mit anderen Wissenschaftlern als Begründer der Germanistik (Wissenschaft der deutschen Sprache).
Eine Frau, die den Grimms viele Märchen erzählt hat, war Dorothea Viehmann. Sie war eine Gastwirtstochter mit französischen Wurzeln und lernte Jacob und Wilhelm Grimm kennen, als sie etwa 50 Jahre alt war. Da sie in der Gaststube ihres Vaters viele Geschichten von Durchreisenden gehört hatte, konnte sie unzählige Märchen erzählen – auch diejenigen von Charles Perrault. Die Brüder waren beeindruckt, weil sie alle Geschichten auswendig im immer gleichen Wortlaut wiedergeben konnte. Heute können wir etwa 40 Märchen von Dorothea Viehmann lesen, z. B. „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ oder „Die drei Federn“.
Notiere die wichtigsten Informationen
In den Texten über das Märchensammeln hast du viele Informationen erhalten. Notiere dir die wichtigsten in Stichpunkten. Du kannst dafür auch das Arbeitsblatt unten benutzen und in deine Mappe heften.
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Der Märchenton
Wenn du Geschwister hast, weißt du sicherlich, dass es auch manchmal Streit gibt.
Das war bei den Brüdern Grimm nicht anders. Obwohl sie sehr unterschiedlich waren, arbeiteten sie ihr ganzes Leben miteinander.
Jacob war der wissenschaftlichere Typ. Er wollte die Märchen möglichst genau dokumentieren, auch wenn sie dadurch nicht besonders schön lesbar waren.
Wilhelm hatte auch eine künstlerische Ader. Er überarbeitete die Sprache der Märchen und erfand so den sogenannten Märchenton.
Entdecke, welche Formulierungen zur Sprache von Märchen gehören.
Klicke im Text auf die Fragezeichen, um mehr zu erfahren.
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Märchenton – Was bedeutet das in unserer heutigen Sprache?
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Reime und Zaubersprüche gehören auch zum Märchenton.
Wähle aus, welcher Spruch in Märchen vorkommt.
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Ist dieser Text im Märchenton formuliert?
Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm: „Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen.“
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Welche Merkmale des Märchentons kommen in diesem Text vor?
Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm: „Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen.“
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Ist dieser Text im Märchenton formuliert?
Die Prinzessin wollte nicht, dass der glitschige Frosch neben ihr saß. Sie beschwerte sich bei ihrem Vater, dem König: „Wenn du willst, dass ich hier mit dir esse, muss dieses Tier aus dem Raum!“
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Ist dieser Text im Märchenton formuliert?
Da saß nun die arme Müllerstochter und wusste um ihr Leben keinen Rat: Sie verstand gar nichts davon, wie man Stroh zu Gold spinnen konnte, und ihre Angst ward größer und größer, dass sie endlich zu weinen anfing. Da ging auf einmal die Tür auf und ein kleines Männchen trat herein.
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Welche Merkmale des Märchentons findest du in diesem Text?
Da saß nun die arme Müllerstochter und wusste um ihr Leben keinen Rat: Sie verstand gar nichts davon, wie man Stroh zu Gold spinnen konnte, und ihre Angst ward größer und größer, dass sie endlich zu weinen anfing. Da ging auf einmal die Tür auf und ein kleines Männchen trat herein.
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Märchenton
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Märchenton
Der Märchenton bezeichnet die besondere Sprache von Märchen. Er wurde hauptsächlich von Wilhelm Grimm geprägt.
Zum Märchenton gehören:
- feste sprachliche Formeln
- altertümliche Formulierungen
- Verkleinerungsformen
- Wiederholungen
- anschauliche Adjektive
- Reime und Zaubersprüche