Vom Erzählen und Sammeln von Märchen

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Vom Erzählen und Sammeln von Märchen

Erzähl mir etwas!

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Urheber: Karl Joseph Brodtmann nach J. Siebert

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Brodtmann_Geschichtenerz%C3%A4hlerin.jpg

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Früher und auch heute noch werden jeden Tag Geschichten erzählt. Auf diesem Bild siehst du eine Geschichtenerzählerin aus dem Jahr 1830. Ist dir aufgefallen, wie ihre Zuhörer reagieren? Beschreibe die unterschiedlichen Reaktionen. 

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Ulrike Mommendey ist eine Geschichtenerzählerin aus unserer Zeit. Hier siehst du, wie sie ein Märchen erzählt. 

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1. Schritt

Wie wirkt die Erzählung auf dich?


  1. Wie fandest du die Erzählung? Tauscht euch aus.
  2. Mündliches Erzählen ist anders als das Lesen eines Texts. Wie hat Ulrike Mommendey ihre Erzählung gestaltet?
    Notiert, welche Mittel sie genutzt hat.
Schreibstube zur Aufgabe
§ Cc4
Auswertung
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Das Märchen vom fröhlichen König

von Hans Bemmann

1 Es war einmal ein fröhlicher König. Er wohnte mit seiner2 Königin und seiner schönen Tochter in einem herrlichen3 Schloss, das mitten in einem großen Garten stand. Da4 gab es zierliche Beete und bunte Blumen, und rings an5 den Wegen standen Eiben und Buchsbäume, die zu allerlei6 lustigen Figuren zurechtgestutzt waren. Auch war mitten7 im Garten ein Springbrunnen, in dessen Becken steinerne8 Zwerge saßen, die sehr komisch aussahen. Man nannte9 ihn den Brunnen der Fröhlichkeit; denn wenn das Wasser10 aus der Höhe auf die Steinfiguren herunter plätscherte,11 klang es, als ob in jedem Winkel des Gartens jemand12 lachte. 13 Der fröhliche König lebte glücklich und vergnügt in14 seinem Schloss, bis eines Tages eine Sippe böser Riesen15 aus dem Wald herunter stapfte und in den Garten einbrach.16 Diesen Riesen konnte man ansehen, dass sie ihr Leben17 lang noch nie gelacht hatten. Sie machten so grimmige18 Gesichter, dass alle im Schloss Hals über Kopf davonrannten,19 auch der König mit seiner Königin und der schönen Tochter.20 Sie liefen, so schnell sie konnten, auf die andere Seite21 des Tals, wo sie ein Bauer aufnahm, der oben auf der22 Höhe seinen Hof hatte. 23 Hier saß nun der König, der gar nicht mehr fröhlich24 war, den lieben langen Tag auf der Hofmauer und schaute25 hinüber zu seinem Schloss, in dem jetzt die Riesen hausten.26 Sie trotteten quer durch den schönen Garten, zertrampelten27 dabei die zierlichen Blumenbeete und rissen im Vorbeigehen28 die beschnittenen Büsche aus, um sich damit am Kopf29 zu kratzen. Einer nahm gar ein Bad im Brunnen der Fröhlichkeit30 und brach dabei das Spritzrohr des Springbrunnens ab,31 sodass die Fontäne versiegte und nicht mehr plätschern32 konnte. All das sah der König und wurde sehr traurig. 33 Als ihm klar wurde, dass diese Riesen nicht mehr weiterziehen34 wollten, sondern sich im Schloss häuslich einrichteten,35 wobei sie die Stühle, die für ihre dicken Hintern zu36 klein waren, einfach aus den Fenstern warfen, da beschloss37 der König, etwas zu unternehmen. Er sandte Boten aus38 und ließ die Ritter seines Reiches zum Kampf gegen die39 Riesen herbeirufen. 40 Nach ein paar Tagen kamen sie in schwerer Rüstung41 auf ihren Gäulen angetrabt, grimmige, in Eisen gepanzerte42 Gesellen, die mit ihren Schwertern rasselten. »Ich danke43 euch, dass ihr mir zur Hilfe gekommen seid«, sagte der44 König. »Nun vertreibt mir diese ungeschlachten Riesen,45 und wer den stärksten von ihnen besiegt, der soll meine46 Tochter zur Frau bekommen.« 47 Da galoppierten die Ritter quer durch das Tal hinauf48 zum Schloss, stießen grimmige Schreie aus, schwangen49 ihre Schwerter und wollten die Riesen angreifen. Aber50 der stärkste der Riesen langte nur mit seinem dicken51 Arm aus dem Fenster heraus, pflückte die gepanzerten52 Ritter der Reihe nach wie Haselnüsse aus dem Sattel53 und warf sie hinunter in den Bach, der durch das Tal54 floss. Dort rappelten sie sich nach einiger Zeit mühsam55 auf und hinkten auf den Bauernhof zu ihrem König, um56 ihm zu sagen, dass gegen diese Riesen mit dem Schwert57 nichts auszurichten sei. 58 »Wenn nicht mit dem Schwert, dann mit Zauberei«, sagte59 der König und schickte wieder Boten aus, die alle Zauberer60 seines Landes herbeiriefen. Nach ein paar Tagen nahte61 ein langer Zug von Maultieren, die jeweils zu zweit62 eine Sänfte zwischen sich trugen, und in jeder Sänfte63 saß ein Zauberer. Als sie vor den König kamen, stiegen64 sie aus, ordneten ihre langen Gewänder, machten ernste,65 bedeutende Gesichter und fragten den König nach seinen66 Wünschen. 67 »Ihr sollt mir die Riesen aus meinem Schloss vertreiben«,68 sagte der König, »denn meine Ritter sind ihnen nicht69 gewachsen. Wer von euch das fertigbringt, der soll meine70 Tochter zur Frau haben.« 71 Da zogen die Zauberer hinüber zum Schloss, der erste72 trat vor, zeichnete einen Zauberkreis auf den Boden,73 stellte sich hinein und begann seine Zaubersprüche aufzusagen.74 Im Fenster des Schlosses aber stand der stärkste der75 Riesen, blähte seine Backen auf und pustete den Zauberer76 in die Luft, dass er auf seinen langen Gewändern davonflog77 wie ein flügellahmer Rabe, bis er in der Krone eines78 Baumes hängen blieb. Und so erging es jedem, der vor79 dem Schloss seinen Kreis auf den Boden zeichnete. 80 Schließlich kletterte der letzte der Zauberer von81 dem Baum, auf dem er gelandet war. Die anderen hatten82 höflich auf ihn gewartet, und dann zogen sie gemeinsam83 zurück zum König. Sie machten noch immer ernste, bedeutende84 Gesichter, als sie dem König sagen mussten, dass ihre85 Kunst gegen diese Riesen nichts auszurichten vermochte. 86 Da wurde der König noch trauriger, denn er hatte keine87 Hoffnung mehr, sein Schloss und den Brunnen der Fröhlichkeit88 wiederzugewinnen. So saß er eines Tages wieder auf der89 Hofmauer und blickte weinend zum Schloss hinüber, wo90 die Riesen einander gerade die goldenen Kugeln an den91 Kopf warfen, die sie von den Turmspitzen abgebrochen92 hatten. Da kam ein junger Bursche des Wegs und fragte93 ihn, warum er weine. 94 »Schau dort hinüber«, sagte der König, »dann weißt95 du’s. Die Riesen haben mir mein schönes Schloss weggenommen96 und den Brunnen der Fröhlichkeit verstopft. Und keiner97 ist imstande, sie zu vertreiben.« 98 »Wirklich keiner?«, fragte der Bursche. »Dass ich99 nicht lache!« Und er lachte so laut, dass die Riesen100 drüben auf der anderen Seite des Tales stehen blieben101 und herüberschauten. 102 »Wie kannst du lachen, wo ich so traurig sein muss?«,103 sagte der König erbittert. »Was meine Ritter und meine104 Zauberer nicht geschafft haben, wirst auch du nicht105 schaffen.« 106 »Das kommt auf den Versuch an«, sagte der Bursche.107 »Was gibst du mir, wenn ich die Riesen wegjage?« 108 »Ich habe versprochen, dem meine Tochter zur Frau109 zu geben, der das fertigbringt«, sagte der König. »Aber110 ich kann mir nicht denken, wie du das anstellen willst.« 111 »Du wirst schon sehen«, sagte der Bursche. »Ich muss112 jedoch dich und deine Leute bitten, alles zu tun, was113 ich euch sage.« 114 »Von mir aus«, sagte der König mit wenig Hoffnung.115 »Was sollen wir also tun?« 116 »Seid fröhlich!«, sagte der Bursche. »So fröhlich,117 wie ihr nur sein könnt. Lacht und singt und tanzt, dass118 man es durch das ganze Tal hören kann!« 119 »Du verlangst viel von mir«, sagte der König. Aber120 da er nichts unversucht lassen wollte, befahl er der121 Königin und seiner Tochter und allen, die mit ihm im122 Schloss gewohnt hatten, sogar dem Bauern und seinen123 Leuten, zu lachen, zu singen und zu tanzen. Und er selbst124 sprang allen voran, lachte am lautesten, sang am fröhlichsten125 und tanzte am verwegensten. Zunächst musste er sich126 dazu zwingen, doch nach und nach merkte er, wie die127 Traurigkeit aus seinem Herzen verschwand, und so machte128 es ihm schließlich Vergnügen, so fröhlich zu sein wie129 zu der Zeit, als er noch in seinem Schloss gewohnt hatte.130 Als sie den ganzen Tag lang gelacht, gesungen und getanzt131 hatten, sagte der Bursche zum König: »Nun schau einmal132 hinüber zu deinem Schloss!« 133 Da ließ der König für einen Augenblick das Lachen,134 Singen und Tanzen sein und blickte hinüber auf die andere135 Talseite. Noch immer trampelten dort die Riesen durch136 den Garten, aber es kam ihm so vor, als seien sie beträchtlich137 kleiner geworden. 138 »Das müssen wir uns aus der Nähe ansehen!«, rief der139 König und tanzte lachend und singend mit all seinen140 Leuten ins Tal hinunter bis zum Bach. Ehe er hinübersprang,141 schaute er noch einmal zum Schloss hinauf, und da sahen142 die Riesen schon wieder ein bisschen kleiner aus, ja143 sie schienen schon fast die Größe normaler Leute zu144 haben. Da sprang der König über den Bach und alle ihm145 nach. Lachend und singend tanzten sie den Hang hinauf146 zum Schlosspark. Dort lugten sie vorsichtig über die147 Mauer, und da rannten lauter kleine Riesen im Garten148 umher, die schon beinahe so aussahen wie die komischen149 Zwerge im Becken des Brunnens. 150 Da mussten alle noch viel mehr lachen, und mit jedem151 Lachen schrumpften die Riesen weiter ein und drängten152 sich ängstlich auf einem Haufen zusammen. Da kletterte153 der König mit seinen Leuten über die Mauer und lachte154 immer lauter über die komischen Männlein, die in seinem155 Garten standen. Die lustige Gesellschaft lief hinüber156 zu den ehemaligen Riesen, und fand eine Handvoll grämlicher157 Zwerge, die sich unter den Büschen, die noch übrig geblieben158 waren, verstecken wollten. 159 »Hiergeblieben!«, donnerte der König zwischen zwei160 Lachsalven, und dann sagte er zu seiner Tochter, sie161 solle im Schloss Kehrschaufel und Handbesen holen und162 das Gelichter zusammenfegen. Sie rannte ins Haus, und163 als sie wiederkam, waren die grämlichen Zwerge schon164 so winzig, dass man sie kaum von den Marienkäfern auf165 den Rosenblättern unterscheiden konnte. Das sah so lustig166 aus, dass alle noch viel mehr lachen mussten. Und als167 die Königstochter alle zusammengefegt hatte, war auf168 der Kehrschaufel nichts weiter zu sehen als ein bisschen169 Staub, den der Wind davon blies. 170 Da ließ der König Schloss und Garten in Ordnung bringen,171 und sobald der Brunnen der Fröhlichkeit wieder plätscherte,172 wurde Hochzeit gefeiert; denn dieser Bursche hatte seine173 Königstochter redlich verdient. Wenn aber später jemand174 im Schloss ein allzu ernstes Gesicht machte, sagte der175 König zu ihm: »Sei fröhlich und lach ein bisschen! Es176 könnte ja sein, dass unter deinem Fingernagel ein böser177 Riese sitzt und wieder anfängt zu wachsen.«

Hans Bemmann. Stein und Flöte. Piper Verlag München 2003. S. 107–111.

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1. Schritt

Vergleiche den Vortrag mit der Textvorlage

Lies den Text und vergleiche: Welche Stellen waren im mündlichen Vortrag wirkungsvoller? Warum?

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Auswertung
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Sieh dir das Video an. Fülle dann das Arbeitsblatt aus und hefte es in deine Märchenmappe!

Hier findest du das Arbeitsblatt zum Ausdrucken.

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Vom Märchenerzählen und -sammeln

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https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Anker_Grossvater_erz%C3%A4hlt_eine_Geschichte_1884.jpg

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Das Wort „Märchen“ ist die Verkleinerungsform des altdeutschen Wortes „maere“ (Kunde, Nachricht). Der Begriff „Märchen“ ist nicht so alt wie die Märchen selbst. Lange bevor die Gebrüder Grimm begannen, sie aufzuschreiben, wurden diese besonderen Geschichten erzählt: Die Alten erzählten sie den Kindern an langen Winterabenden, bei der Arbeit erzählte man sich etwas und Reisende sorgten dafür, dass alle neuen Erzählungen in die Welt getragen wurden. So wurden die Geschichten immer wieder von Generation zu Generation weitergegeben. Deshalb weiß niemand genau, wie alt die Märchen, die wir heute noch kennen, sind. Diese mündlich weitergegebenen Geschichten nennen wir heute Volksmärchen. Es ist ein Glück für uns, dass die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sie vor rund 200 Jahren schriftlich festhielten, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Die Brüder Grimm waren es auch, die den Begriff „Märchen“ dafür geprägt haben.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Perrault#/media/Datei:Charles_Perrault_-_Versailles_MV_2924.jpg

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Charles Perrault

Waren die Brüder Grimm die ersten, die Märchen sammelten?
Schon vor den Grimms gab es Märchensammlungen in anderen Ländern. Der Franzose Charles Perrault (1628–1703) war einer der ersten, der die alten Geschichten schriftlich festhielt. Seine Märchen verbreiteten sich nach und nach in ganz Europa und sind zum Teil noch heute bekannt wie „Dornröschen“, „Der Gestiefelte Kater“ oder „Aschenputtel“.

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https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Brothers_Grimm_Blow.jpg

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Wilhelm und Jacob Grimm 1847

Warum sind die Brüder Grimm wichtig für das Thema Märchen?

Jacob (1785–1863) und Wilhelm (1786–1859) Grimm sind die Autoren der bedeutendsten Märchensammlungen im deutschsprachigen Raum. Sie hatten schon länger die deutsche Sprache und ihre Geschichten erforscht, als sie von dem Dichter Clemens Brentano einen Auftrag erhielten. Für seine Liedersammlung sollten sie Märchen aus Büchern und Erzählungen bestimmter Personen sammeln.

Fast 50 Märchen schrieben die Brüder auf, aber Brentano verwendete sie nicht in seinem Buch. Das gefiel den Brüdern natürlich gar nicht und sie beschlossen, noch mehr Märchen zu sammeln und eigene Märchensammlungen herauszugeben. Die erste erschien 1812. 

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https://de.wikipedia.org/wiki/Grimms_M%C3%A4rchen#/media/Datei:Grimm's_Kinder-_und_Hausm%C3%A4rchen,_Erster_Theil_(1812).cover.jpg

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Dazu fragten sie verschiedene Menschen, ob sie Märchen kannten. Die Leute begannen zu erzählen und Jacob und Wilhelm Grimm schrieben diese Geschichten auf. Oft überarbeiteten sie die Märchen, damit sie nicht zu grob und derb waren. Schließlich sollten sie für Kinder geeignet sein. Auch sprachlich glichen sie die Geschichten an und schufen den Märchenton, an dem wir heute Märchen erkennen. Die so entstandenen Märchensammlungen waren damals wie heute ein großer Erfolg.

Neben den Märchen sammelten die Brüder auch Sagen und andere Geschichten. Sie forschten auch über die deutsche Sprache und gelten zusammen mit anderen Wissenschaftlern als Begründer der Germanistik (Wissenschaft der deutschen Sprache).

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https://de.wikipedia.org/wiki/Dorothea_Viehmann#/media/Datei:Dorothea_Viehmann.JPG

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Eine Frau, die den Grimms viele Märchen erzählt hat, war Dorothea Viehmann. Sie war eine Gastwirtstochter mit französischen Wurzeln und lernte Jacob und Wilhelm Grimm kennen, als sie etwa 50 Jahre alt war. Da sie in der Gaststube ihres Vaters viele Geschichten von Durchreisenden gehört hatte, konnte sie unzählige Märchen erzählen – auch diejenigen von Charles Perrault. Die Brüder waren beeindruckt, weil sie alle Geschichten auswendig im immer gleichen Wortlaut wiedergeben konnte. Heute können wir etwa 40 Märchen von Dorothea Viehmann lesen, z. B. „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ oder „Die drei Federn“.

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1. Schritt

Notiere die wichtigsten Informationen

In den Texten über das Märchensammeln hast du viele Informationen erhalten. Notiere dir die wichtigsten in Stichpunkten. Du kannst dafür auch das Arbeitsblatt unten benutzen und in deine Mappe heften.

Auswertung

Hier findest du das Arbeitsblatt zum Ausdrucken.

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Der Märchenton

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https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Die_Gartenlaube_(1886)_b_133.jpg?uselang=de

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Jacob, der Wissenschaftler, und Wilhelm, der Künstler

Wenn du Geschwister hast, weißt du sicherlich, dass es auch manchmal Streit gibt.
Das war bei den Brüdern Grimm nicht anders. Obwohl sie sehr unterschiedlich waren, arbeiteten sie ihr ganzes Leben miteinander. 
Jacob war der wissenschaftlichere Typ. Er wollte die Märchen möglichst genau dokumentieren, auch wenn sie dadurch nicht besonders schön lesbar waren. 
Wilhelm hatte auch eine künstlerische Ader. Er überarbeitete die Sprache der Märchen und erfand so den sogenannten Märchenton.   

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1. Schritt

Entdecke, welche Formulierungen zur Sprache von Märchen gehören. 
Klicke im Text auf die Fragezeichen, um mehr zu erfahren. 

§ Cc4
2. Schritt

Märchenton – Was bedeutet das in unserer heutigen Sprache?

§ Cc4
3. Schritt

Reime und Zaubersprüche gehören auch zum Märchenton.
Wähle aus, welcher Spruch in Märchen vorkommt.

§ Cc4
4. Schritt

Ist dieser Text im Märchenton formuliert?

Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm: „Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen.“

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5. Schritt

Welche Merkmale des Märchentons kommen in diesem Text vor?

Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm: „Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen.“

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6. Schritt

Ist dieser Text im Märchenton formuliert?

Die Prinzessin wollte nicht, dass der glitschige Frosch neben ihr saß. Sie beschwerte sich bei ihrem Vater, dem König: „Wenn du willst, dass ich hier mit dir esse, muss dieses Tier aus dem Raum!“

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7. Schritt

Ist dieser Text im Märchenton formuliert?

Da saß nun die arme Müllerstochter und wusste um ihr Leben keinen Rat: Sie verstand gar nichts davon, wie man Stroh zu Gold spinnen konnte, und ihre Angst ward größer und größer, dass sie endlich zu weinen anfing. Da ging auf einmal die Tür auf und ein kleines Männchen trat herein.

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8. Schritt

Welche Merkmale des Märchentons findest du in diesem Text?

Da saß nun die arme Müllerstochter und wusste um ihr Leben keinen Rat: Sie verstand gar nichts davon, wie man Stroh zu Gold spinnen konnte, und ihre Angst ward größer und größer, dass sie endlich zu weinen anfing. Da ging auf einmal die Tür auf und ein kleines Männchen trat herein.

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Merkkasten

Märchenton

Der Märchenton bezeichnet die besondere Sprache von Märchen. Er wurde hauptsächlich von Wilhelm Grimm geprägt. 
Zum Märchenton gehören: 

  • feste sprachliche Formeln
  • altertümliche Formulierungen
  • Verkleinerungsformen
  • Wiederholungen
  • anschauliche Adjektive
  • Reime und Zaubersprüche