Geschichte der Rechtschreibung

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Geschichte der Rechtschreibung

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Die Geschichte von den Krizzlern war natürlich ausgedacht ... Aber abseits von aller Fantasie: Hast du dich schon mal gefragt, woher die Rechtschreibung wirklich kommt? Irgendjemand muss sich ja ausgedacht haben, wie man ein Wort schreiben soll. War das überhaupt nötig? Die Antwort liegt in der Geschichte unserer Sprache.

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Das erwartet dich in diesem Modul

  • Du vergleichst, wie die Menschen geschrieben haben, bevor es Regeln gab. 
  • Du verstehst, warum Regeln für das Schreiben sinnvoll sind. 
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https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Frederick_I_of_Saxe-Gotha-Altenburg.jpg

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Auf dem Bild siehst du Herzog Friedrich I. Er lebte von 1646 bis 1691 und schrieb regelmäßig Tagebuch. Besonders daran ist, dass er auf Deutsch schrieb – das war damals noch sehr ungewöhnlich für Adlige in Deutschland. Sie bevorzugten meist das vermeintlich feinere Französisch und viele konnten gar nicht Deutsch sprechen.

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Hier siehst du seine Tagebucheinträge vom Januar 1667. Kannst du etwas entziffern? Wie wirkt das Schriftbild auf dich?

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Urheber: Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg, Die Tagebücher 1667-1686, Bd. 1: Tagebücher 1667-1677, bearb. von Roswitha Jacobsen unter Mitarbeit von Juliane Brandsch (= Veröffentlichungen aus thüringischen Staatsarchiven, Bd. 4/1), Weimar 1998, S. 48.

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Wenn du dich fragst, warum diese Handschrift so anders aussieht als deine Handschrift, klicke hier.

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Hier kannst du sehen, wie manche Stellen in unserer heutigen Schrift aussehen.
Ziehe dazu den Schieberegler nach rechts oder links. 

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Was Friedrich I. sagen wollte – in unserer heutigen Sprache

17. Januar 1667: Mein Herr Vater wollte heute mit dem Herrn Landgrafen nach Georgental fahren. Er ist aber wegen der Post daran gehindert worden. Zeitungen sind angekommen: Seine Majestät Friedrich von Dänemark hatte mit dem Herrn von L. beim Schlittenfahren einen Streit darüber, wer von ihnen mit mehr Würde behandelt werden soll. Die Ungarn wollen die Kaiserin nicht krönen, weil der Frieden mit den Türken ohne ihr Wissen gemacht wurde.

Quelle: Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg, Die Tagebücher 1667–1686, Bd. 1: Tagebücher 1667–1677, bearb. von Roswitha Jacobsen unter Mitarbeit von Juliane Brandsch (= Veröffentlichungen aus thüringischen Staatsarchiven, Bd. 4/1), Weimar 1998, S. 48.

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Der Tagebucheintrag aus dem Jahr 1667 zeigt es dir: Unsere Regeln für das Schreiben von Wörtern und Sätzen hat es früher nicht gegeben – sie sind sogar ziemlich neu! Im Mittelalter, vor etwa 1000 Jahren, konnten nur wenige Menschen überhaupt lesen und schreiben. Sie nutzten Deutsch nur beim Sprechen. Und wenn man Wörter nur hört und ausspricht, weiß man nicht, welche Buchstaben sie enthalten.

Die reichen oder gebildeten Menschen konnten damals schon schreiben – Kirchenleute zum Beispiel. Sie nutzten häufig Latein, also die Sprache der Römer. Nach und nach verbreitete sich aber die deutsche Sprache auch bei den Reichen und Gebildeten, die dann auch auf Deutsch schrieben – und zwar so, wie sie das Wort hörten. Dadurch gab es viele unterschiedliche Schreibweisen und viele Missverständnisse entstanden. Darum begann man im 19. Jahrhundert, Regeln für die deutsche Sprache aufzustellen. Diese Regeln wurden immer wieder angepasst. Die letzte Reform (Neuerung) der deutschen Rechtschreibung wurde im Zeitraum 1996–2006 durchgeführt. Darum haben deine Großeltern und vielleicht auch deine Eltern in der Schule andere Regeln gelernt als du heute. 

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Historische Unterschiede in der Rechtschreibung

Hier findest du einige der Veränderungen, die in den Rechtschreibregeln vorgenommen wurden.

  • bost, streit → Nomen werden heute großgeschrieben (Post, Streit sind Nomen). 
  • Vatter → Doppelkonsonanten werden heute nur nach kurzen Vokalen geschrieben, zum Beispiel Mutter (kurzer Vokal), aber Vater (langer Vokal). 
  • bey → Früher durfte man den Zwielaut 'ei' auch 'ey' schreiben. Das wurde abgeschafft.
  • Thal → Das Dehnungs-h wurde früher häufig verwendet, zum Beispiel bei Thür, Thron oder Thal. Das ist heute nicht mehr so, um Missverständnisse zu vermeiden. Beispiele: Mahl (Mahlzeit) und Mal (Bezeichnung von Ort oder Anzahl).