Die Geschichte von den Krizzlern war natĂŒrlich ausgedacht ... Aber abseits von aller Fantasie: Hast du dich schon mal gefragt, woher die Rechtschreibung wirklich kommt? Irgendjemand muss sich ja ausgedacht haben, wie man ein Wort schreiben soll. War das ĂŒberhaupt nötig? Die Antwort liegt in der Geschichte unserer Sprache.
Geschichte der Rechtschreibung
Das erwartet dich in diesem Modul
Das erwartet dich in diesem Modul
- Du vergleichst, wie die Menschen geschrieben haben, bevor es Regeln gab.Â
- Du verstehst, warum Regeln fĂŒr das Schreiben sinnvoll sind.Â
Auf dem Bild siehst du Herzog Friedrich I. Er lebte von 1646 bis 1691 und schrieb regelmĂ€Ăig Tagebuch. Besonders daran ist, dass er auf Deutsch schrieb â das war damals noch sehr ungewöhnlich fĂŒr Adlige in Deutschland. Sie bevorzugten meist das vermeintlich feinere Französisch und viele konnten gar nicht Deutsch sprechen.
Hier siehst du seine TagebucheintrÀge vom Januar 1667. Kannst du etwas entziffern? Wie wirkt das Schriftbild auf dich?
Hier kannst du sehen, wie manche Stellen in unserer heutigen Schrift aussehen.
Ziehe dazu den Schieberegler nach rechts oder links.Â
Was Friedrich I. sagen wollte â in unserer heutigen Sprache
Was Friedrich I. sagen wollte â in unserer heutigen Sprache
17. Januar 1667: Mein Herr Vater wollte heute mit dem Herrn Landgrafen nach Georgental fahren. Er ist aber wegen der Post daran gehindert worden. Zeitungen sind angekommen: Seine MajestĂ€t Friedrich von DĂ€nemark hatte mit dem Herrn von L. beim Schlittenfahren einen Streit darĂŒber, wer von ihnen mit mehr WĂŒrde behandelt werden soll. Die Ungarn wollen die Kaiserin nicht krönen, weil der Frieden mit den TĂŒrken ohne ihr Wissen gemacht wurde.
Quelle: Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg, Die TagebĂŒcher 1667â1686, Bd. 1: TagebĂŒcher 1667â1677, bearb. von Roswitha Jacobsen unter Mitarbeit von Juliane Brandsch (= Veröffentlichungen aus thĂŒringischen Staatsarchiven, Bd. 4/1), Weimar 1998, S. 48.
Der Tagebucheintrag aus dem Jahr 1667 zeigt es dir: Unsere Regeln fĂŒr das Schreiben von Wörtern und SĂ€tzen hat es frĂŒher nicht gegeben â sie sind sogar ziemlich neu! Im Mittelalter, vor etwa 1000 Jahren, konnten nur wenige Menschen ĂŒberhaupt lesen und schreiben. Sie nutzten Deutsch nur beim Sprechen. Und wenn man Wörter nur hört und ausspricht, weiĂ man nicht, welche Buchstaben sie enthalten.
Die reichen oder gebildeten Menschen konnten damals schon schreiben â Kirchenleute zum Beispiel. Sie nutzten hĂ€ufig Latein, also die Sprache der Römer. Nach und nach verbreitete sich aber die deutsche Sprache auch bei den Reichen und Gebildeten, die dann auch auf Deutsch schrieben â und zwar so, wie sie das Wort hörten. Dadurch gab es viele unterschiedliche Schreibweisen und viele MissverstĂ€ndnisse entstanden. Darum begann man im 19. Jahrhundert, Regeln fĂŒr die deutsche Sprache aufzustellen. Diese Regeln wurden immer wieder angepasst. Die letzte Reform (Neuerung) der deutschen Rechtschreibung wurde im Zeitraum 1996â2006 durchgefĂŒhrt. Darum haben deine GroĂeltern und vielleicht auch deine Eltern in der Schule andere Regeln gelernt als du heute.Â
Historische Unterschiede in der Rechtschreibung
Historische Unterschiede in der Rechtschreibung
Hier findest du einige der VerÀnderungen, die in den Rechtschreibregeln vorgenommen wurden.
- bost, streit â Nomen werden heute groĂgeschrieben (Post, Streit sind Nomen).Â
- Vatter â Doppelkonsonanten werden heute nur nach kurzen Vokalen geschrieben, zum Beispiel Mutter (kurzer Vokal), aber Vater (langer Vokal).Â
- bey â FrĂŒher durfte man den Zwielaut 'ei' auch 'ey' schreiben. Das wurde abgeschafft.
- Thal â Das Dehnungs-h wurde frĂŒher hĂ€ufig verwendet, zum Beispiel bei ThĂŒr, Thron oder Thal. Das ist heute nicht mehr so, um MissverstĂ€ndnisse zu vermeiden. Beispiele: Mahl (Mahlzeit) und Mal (Bezeichnung von Ort oder Anzahl).